Die Lösung der Judenfrage

Dreierlei habe ich zu sagen: eine Tatsache, einen Irrtum und eine Wahrheit, nämlich die Tatsache des Antisemitismus, den Irrtum der Assimilation, die Wahrheit vom Volkstum.

Mit Trauer das erste, mit Verachtung das andere, mit Stolz das dritte. Denn es ist etwas unendlich trauriges um die Tatsache, dass auf tausend und abertausend guten anständigen Menschen ein Fluch liegt, es ist etwas verachtungswürdiges um alle Selbstverleugnung einer Rasse, es ist ein stolzes Ding sagen zu können: Wir! Wir Volk!

I. Jeder Nichtjude hat gegen jeden Juden eine nie erlöschende Abneigung. Das ist eine einfache und unumstössliche Tatsache, wir müssen sie hier aussprechen, auch wenn sie noch so bitter traurig ist, wir dürfen uns hier keine Liebenswürdigkeiten vormachen wollen. Der Arzt, der heilen will, muss erst den Befund mit der Sonde feststellen, und die Sonde tut weh im lebendigen Fleisch. Jeder Nichtjude hat einen starken körperlichen und geistigen Widerwillen gegen jeden Juden. So wie der Geruch der schwarzen Rasse der weissen unerträglich ist, so ist dieser Widerwille zwischen allen Gliedern der beiden Rassen aufgerichtet. Dem grob organisierten, kulturell tiefstehenden wird er nicht so merkbar sein, wie dem verfeinerten, bei dem gemeinen wird er nur körperlich sein, bei dem empfindlichen wird der geistige Widerwille dazu kommen. Es ist kein Widerwille gegen schlechte Eigenschaften, denn es gibt schöne Juden, begehrenswerte Jüdinnen, es gibt grosse Künstler, feinsinnige Gelehrte, edle, vornehme Menschen unter ihnen. Es ist ein Widerwille, der sich nicht gegen schlechte Eigenschaften richtet, sondern der sagt: die Eigenschaft ist schlecht, weil sie jüdisch ist. Es ist ein Widerwille, den wir niemandem zum Vorwurf machen dürfen, denn er sitzt tief zu innerst in unserem Herzen, unseren Augen und allen Sinnen, jeder unterliegt ihm, es ist ein instinktiver, jede Logik ablehnender, wie ein aufsteigender Ekel unverantwortbarer Widerwille. Beim Pöbel — zum Pöbel kann auch gehören, wer die neunzackige Grafen-Krone trägt — beim Pöbel zeigt sich der Widerwille in gemeinen Worten und wüsten Gewalttätigkeiten, der Gebildete versteckt ihn, bändigt ihn mit seiner Erziehung, seinem guten Willen, mit tausend vernünftigen Gründen. Aber bändigen heisst noch nicht töten. Dieser Widerwille bestand zu allen Zeiten, schon im zweiten Buche Moses steht: „Die Juden waren ihnen ein Greuel“, dieser Widerwille besteht bei den edelsten Menschen, denn auch der menschlichste aller Menschen, Goethe hatte ihn, — also wird dieser Widerwille ewig sein. Es hängt eine Wolke Fluches über Israel, — wenn es wenigstens eine Wolke Hass wäre! — Aber es ist die gelbe Gewitterwolke des Widerwillens. Das ist die Tatsache des Antisemitismus.

2. Es ist ein furchtbarer Irrtum, das Judentum zu verleugnen und zu glauben, dass dies Leugnen einer Tatsache die Tatsache auslösche. Wozu das Taufen aus diesem Grunde! Völlig gleichgültig ist der Mosaismus, die Religion, hierbei, keine Religionsfrage ist die Judenfrage, sondern eine Rassenfrage. Glaubt ihr, dass Taufwasser Judentum auslösche? Dann glaubt ihr auch , dass Taufwasser den Negergeruch auslöscht! Lasst euch nicht irren durch freundliches Entgegenkommen guterzogener Menschen, auch nicht dadurch, dass getaufte Juden in studentische Verbindungen, in Offizierkorps eintreten können, dass sie Richter werden und sogar die „Gesellschaft“ sich ihnen öffnet. Nie löscht das den Widerwillen gegen ihr Judentum aus! Ich wünschte vielen dieser stolzen „Christen“ , dass sie hörten, wie rechts und links und hinter ihrem Rücken über sie gesprochen wird; die Universitätskorps, die sie aufnehmen, sind weit im Lande als solche bekannt, die Regimenter, in denen sie stehen, sind wie gezeichnet, in der Gesellschaft, die sie aufnimmt, werden sorgfältig jüdische harmlose Witze vermieden, und alles bildet einen nie konstituierten und doch unlöslichen Geheimbund gegen sie. Ohne Tadel ist die Ehrenhaftigkeit dieser Männer, unantastbar ihre Tapferkeit, ihre anständige Gesinnung, — aber gegen Eigenschaften richtet sich ja auch der Judenwiderwille nicht, sondern gegen die Rasse. Alte, vornehme Juden sagen: „Das glauben wir nicht, so haben wir es nie gemerkt.“ Nein, wer wird einen Herrn ohne Grund verletzen wollen, gewiss, sie haben Recht: sie haben es nicht gemerkt! Vielen bindet das Zartgefühl die Zunge, vielen auch die nicht ganz judenfreie Verwandschaft, vielen wohl auch geldliche Abhängigkeit, oder Furcht vor unserer ganz jüdischen Presse. Aber ein durchaus ehrlicher Mensch, der die Verhältnisse kennt, wird es nie leugnen können:
Es hilft alles nichts, Taufen und Schmisse auf der linken Backe, Mischehe mit Ariern und das „Lt. d R.“ auf der Visitenkarte, Reitpassion und Umgang mit etlichen Prinzen, Kirchenstiftungen und Uniform des freiwilligen Automobilkorps — Jude bleibt Jude
für den Arier, jeder für jeden!

3. Wo ist die Hilfe? Was soll ein Freund dieses Volkes, was soll die ganze Liebe zum Leidenden raten, was für Wege soll unser Mitleid weisen? Ich kenne nur einen Weg, den Weg jedes Adels: Stolz. Sei, was du bist und sei es offen, jedem wirst du Achtung abringen! Der Widerwille gegen den Juden wird zur Verachtung gegenüber dem Assimilanten, aber er wird zur Achtung werden gegenüber dem rassebewussten Juden. Drängt euch nicht in Kreise, die verwischen sollen, was ihr seid, keine bunte Mütze, kein Helm versteckt euer Gesicht, so tragt es mit Stolz. Bildet ein Volk im Volke, gehorsam und treu den Gesetzen eures jeweiligen Vaterlandes, in euch gesellschaftlich geschlossen. Wer sich stark genug fühlt dazu, der sei Zionist, wie Moses Zionist war, euer grosser Lehrer. Seid wie Max Nordaus „Doktor Kohn“, — wenn doch jeder Jude dies Buch monatlich einmal läse! Seid stolz! Der Stolz ist nicht allzu freundlich, der Stolz verachtet alles „Geistreiche“, der Stolz will nicht bewundert und nicht geliebt, er will mit Distanz geachtet sein, der Stolz sagt: So bin ich, — also ist das recht. Sei was du bist, das alte Israel!

[[Börries Freiherr von Münchhausen|Börries, Freiherr von Münchhausen]], in: Die Judenfrage. Eine Rundfrage veranstaltet von Dr. Julius Moses, Berlin, Leipzig 1907, S. 28-31. Online