Baron Borries Münchhausen und die Juden
Baron Borries Münchhausen und die Juden. Der deutsche Balladendichter [[Börries Freiherr von Münchhausen|Borries Freiherr v. Münchhausen]] wird, wie der „Pester Lloyd“ hervorhebt, oft von den Alldeutschen als „Rassepoet“ verherrlicht: als Arier, der die Semiten bekämpft. Nun veröffentischt die Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart das erste Prosawerk Münchhausens unter dem Titel: „Fröhliche Wochen mit Freuden“, worin der Dichter eine Schilderung seiner Laufbahn gibt. Schätzer der modernen Literaturströmungen werden viel Anregung in diesem Werk finden, aber auch die große Allgemeinheit dürfte die folgenden Aufzeichnungen interessieren, die das Verhältnis Münchhausens zu jüdischen Freunden aufhellen. Er schreibt unter anderem: „Wahrhaft befreundet war ich mit Ludwig Heynemann Dieser, ein angeregter und lebhafter Junge, war voller Begeisterung für Dichtung und Kunst. Er war in den beiden Leservereinen, die ich gründete, eine der Haupterscheinungen. Mit ihm bin ich als Sekundaner zuerst in die Synagoge gegangen und habe dort bei zahlreichen Festen die Begeisterung für das Alte Testament in mich aufgenommen, aus der meine jüdischen Balladen erwuchsen. Ferner sagt der Dichter: „Auf der Hochschule in Berlin habe ich dann den mir nächststehenden jüdischen Freund gefunden, Ephraim Moses Lilien. Er war der Sohn eines blutarmen Drechslers aus einem galizischen Dorf. Wir schlossen uns eng aneinander, so verschieden wir auch in allen äußeren und inneren Belangen waren[.] Hatte mir Heynemann den Weg zu meinen jüdischen Balladen geöffnet, so gab mir nun Lilien den Anstoß, sie aus der Menge meiner anderen Gedichte herauszulösen.“
Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung, 81. Jahrg., 15. November 1922, Nr. 269 (Beilage Die bunte Truhe). Online