Ahasver

1901

Ahasver

Die Nacht war seltsam still und klar,
Und war ein grosses Blüh’n und Schweigen…
Ahasvers Haupt lag mir im Arm:
Sein weiches, dunkelblondes Haar
War fest umrankt von Dornenzweigen.

O du! Ich will dich glücklich wissen.
Durch mich von allem Schmerz befreit:
Du sollst in frühlingsjunger Lust
Mir Mund und Stirn und Hände küssen,
Voll schrankenloser Seligkeit!

Du sollst in diesen Maiennächten
Dein altes, ew’ges Leid vergessen:
Ich will die Dornen von dir nehmen
Und sie um meine Locken flechten
Und sie in meine Schlafen pressen…

Wie Rosen meine Wunden glüh’n.
Und lächelnd will ich dran verbluten:
Denn du wirst mich erlöst umfangen
Und still in deine Arme zieh’n.
Erlöst durch meiner Liebe Gluten.

Berlin. Dolorosa.

1902

Ahasver

Die Nacht war seltsam still und klar,
Und war ein großes Blühn und Schweigen….
Ahasvers Haupt lag mir im Arm:
Sein weiches, dunkelblondes Haar
War fest umrankt von Dornenzweigen.

O du! Ich will dich glücklich wissen.
Durch mich von allem Schmerz befreit;
Du sollst in frühlingsjunger Lust
Mir Mund und Stirn und Hände küssen,
Voll schrankenloser Seligkeit!

Du sollst in diesen Maiennächten
Dein altes, ew’ges Leid vergessen.
Ich will die Dornen von dir nehmen
Und sie um meine Locken flechten
Und sie in meine Schlafen pressen…

Wie Rosen meine Wunden glühn.
Und lächelnd will ich dran verbluten;
Denn du wirst mich erlöst umfangen
Und still in deine Arme ziehn,
Erlöst durch meiner Liebe Gluten.

Die Welt (Wien), 5. Jahrg., 8. März 1901, Nr. 10, S. 11. Online
[[Confirme te chrysmate]], S. 68-69. Online